Feindbild Vermieter?

Wer in der letzten Zeit selbst auf Wohnungssuche war oder Freunde und Bekannte hat, die ein neues Dach über den Kopf gesucht haben, mag viele Urteile über Vermieter kennen. Die Wenigsten sind davon positiv: Vermieter seien geldgierig, investitionsscheu, sie sind im Ernstfall nicht zu erreichen und nutzen zudem die Not auf dem umkämpften Wohnungsmarkt zum eigenen Vorteil aus – auf Kosten der Wohnungssuchenden, die von veralteter Bausubstanz und horrenden Mietpreisen gebeutelt sind. Die Lage auf vielen Wohnungsmärkten verschärft sich immer weiter. Aber für einen objektiveren Blick auf die Lage gehört es sich immer, mehrere Perspektiven einzunehmen. „Zwei Aspekte bestimmen den aktuellen Diskurs“, erklärt Immobilienmaklerin Monica Kirchner. „Tatsächlich wird in der thematischen Berichterstattung und damit in der allgemeinen Wahrnehmung vornehmlich die Perspektive des Vermieters eingenommen – grundlegend erst einmal zurecht, entspricht dies ja der Perspektive der meisten Menschen“. Dazu kommt eine anthropologische Grundkonstante: „Negative Erzählungen dominieren unseren Nachrichtenkonsum viel stärker als positive“, so Kirchner. „Das ist mit ein Grund, wieso es allem Anschein nach sehr viel mehr schlechte als gute Vermieter gibt“. Der Vermieter in der Pflicht Der Tatsache ungeachtet, dass es realiter schlechte Vermieter gibt, hat jeder Vermieter eine ganze Reihe von Anforderungen zu erfüllen. Dazu gehören neben der Instandhaltung und Instandsetzung der Mieträume auch die Gewährleistung der Infrastruktur (Zugang, Wasserzufuhr, Heizung, Elektroinstallationen etc.) einer Immobilie und das Sorgetragen um einen zumutbaren Lärmpegel. All das sind mitunter finanziell aufwendige und zeitintensive Aufgabengebiete. [caption id="attachment_1963" align="alignright" width="300"] Eine gesunde Beziehung zwischen Vermieter und Mieter?[/caption] Generell stehen Vermieter in einem Spannungsfeld unterschiedlichster Interessenlagen und müssen sich auch mit Nachbarn oder der Gemeinde verständigen. Zudem besitzen verschiedene Rechtsbereiche Relevanz für ihre Funktion. Richtig problematisch wird es dann für Vermieter, wenn sie schwierige Mieter haben, die Mieten nicht oder immer nur mit Verspätung bezahlen, die Immobilie abnutzen oder zumüllen, unabgesprochen Untermieter beherbergen oder ihre Nachbarn malträtieren. Juristisch gibt es zwar Handhaben, aber rechtliche Wege zu gehen, ist insbesondere für private Vermieter zeitlich und finanziell anspruchsvoll. „Zu einem fairen und friedlichen Mietverhältnis gehören immer beide Parteien“, weiß Monica Kirchner. Wie in jeder gesunden Beziehung gilt: Rücksicht nehmen, Sachverhalte reflektieren, miteinander sprechen.   Bildnachweis: Getty Images / BrianAJackson